Schlagwörter
30jähriger Krieg, Amberg, Geschichte, Jülicher Erbfolgekrieg, Jungpfalz, Kurpfalz, Oberpfalz, Regensburg, Sallern, Zeitlarn
Sallern im Dreißigjährigen Krieg – Sallerns Richter Tobias Schubhardt
(Aus dem Nachlaß von J. Dollacker)
Sallern und Zeitlarn gehörten vor dem Dreißigjährigen Krieg zur kurpfälzischen Oberpfalz, lagen aber getrennt von dieser in der sogenannten Jungpfalz, die von Neuburg a. D. regiert wurde. Dagegen waren Stadtamhof und Reinhausen bayerisches Gebiet, Regensburg war freie Reichsstadt. So verlief also knapp vor den Toren Regensburgs die Grenzen zwischen dem Hoheitsgebieten zweier Regierungen. In der politisch bewegten Zeit des beginnenden 17. Jahrhunderts wurde der Richter Tobias Schubhardt des „Grenzorts“ Sallern von der Amberger Regierung beauftragt, zu ihren Gunsten Erkundungen im bayerischen Gebiet vorzunehmen, ein bezeichnendes Bild der Zerrissenheit dieser Zeit.
Schubhardt war 1602 von Neustadt a. W. N. nach Sallern als Nachfolger des Richters Haller gekommen. In dem 1610 ausbrechenden Streit um die Erbfolge in Jülich-Berg tritt er zum ersten Mal hervor. Kaiser Rudolf bestimmte seinen Neffen, den Erzherzog Leopold, Titularbischof von Passau als Statthalter, um das Herzogtum in katholische Hände zu bringen. Dieser sammelte nun vom Januar 1610 ab ein Heer bei Passau, von dem man allgemein annahm daß es für Jülich bestimmt sei. Der Regensburger Herzog Maximilian stand erklärlicher Weise auf Seiten seines Vetters Leopold. In der Jungpfalz und Oberpfalz aber fürchtete man den Durchzug von Leopolds Heer, so beschloß man die Gegend um Sallern und Zeitlarn in Verteidigungszustand zu setzen. Unter der Leitung Schubhardts wurden am 31. März im Wald bei Zeitlarn 4 Blockhäuser mit Schußscharten errichtet, bei Sallern schlug man eine Schiffbrücke über den Regen und im Schloß richtete man Stallungen für 30 Pferde ein. Da der Richter gute Beziehungen zu Regensburg unterhielt, mußte er im bayerischen Gebiet häufig Erkundungen für die Amberger Regierung unternehmen.
Das war nicht immer so einfach, da die bayerisch-regensburgischen Bauern bald eine feindliche Haltung gegen den richterlichen Spion einnahmen. Am 22. April, einem Sonntag, war er wieder einmal in Regensburg und ging zu Fuß heim. In Reinhausen wurde er von der bayerischen Wache und von den zur Kirche gekommenen Bauern bedroht. Sie riefen, man solle ihn an den Händen und Füßen binden und in den Regen werfen. Schubhardt schlug sich durch und beschwerte sich beim Pfleger in Stadtamhof, der die Bestrafung der Übeltäter versprach, aber nicht verfügte. Schon 8 Tage später mußte der Pfleger an die Regensburger Regierung berichten, daß Schubhardt erneut in verdächtiger Weise um Brühl, Weichs und Winzerberg herumreite, daß die Regensburger Räte oft nach Sallern, der Richter umgekehrt oft nach Regensburg komme und beide „gute Korrespondenz“ halten. Die Torwache in Regensburg hatte einen Gulden Trinkgeld erhalten, weil sie Schubhardt auf dringendes Verlangen des Stadtkämmerers nachts ein- und ausgelassen. Auch Schubhardt erstattete über den Vorfall Bericht nach Amberg und äußerte die Befürchtung, daß er einst im Falkenturm in München (Gefängnis für Schwerverbrecher) in Haft sitzen werde. Vorher aber hoffe er, „durch Gottes Beistand ein paar heimzuschicken, es gehe dann wie es wolle“. Solch starke Worte verfehlen denn auch ihren Zweck nicht: kurz darauf bestätigte er für seine Erkundungsarbeit den Betrag von 94 Gulden. Doch erlitt er andererseits durch die Einquartierung von 3000 Mann in Sallern großen Schaden. So setzte er seine Tätigkeit mit verdoppeltem Eifer fort. Auf der Donau fuhren mehrere Regimenter durch Regensburg worüber er gewissenhaft berichtete.
War der Jülicher Erbfolgekrieg die Einleitung zum Dreißigjährigen Krieg, so zeigte dieser bald nach dem Prager Fenstersturz (23. Mai 1618) in der Oberpfalz seine verderbliche Wirkungen. Im Mai 1619 kamen viele Truppen auf der Donau durch Regensburg, die nach Österreich fuhren. Da man befürchtete, daß sie ihren Marsch von Regensburg nach Böhmen durch die Oberpfalz nehmen könnten, wurden 3 Landfähnlein nach Sallern gelegt, die der Bevölkerung viel zu schaffen machten. Am 20. Mai wurden auf der Donau 6000 Reiter und 12.000 Mann zu Fuß erwartet, weshalb die Bewohner Sallerns ihre besten Sachen in Sicherheit brachten. Schubhardt wurde in diesen Tagen zum Kapitän der Fähnlein Nabburg und Waldmünchen ernannt, zu denen noch 2 andere kamen. Als aber nach 2 Monaten die Truppentransporte auf der Donau aufhörten, wurden die Landfähnlein entlassen und es war auch höchste Zeit, denn über Schubhardt waren schon ständig Klagen eingelaufen, daß er die Leute prügle wie Hunde. Die häufigen Truppendurchzüge setzten der Bevölkerung hart zu; anfangs 1620 meldete der Richter, daß im ganzen Saal des Schlosses kein Bett, in vielen Häusern kein Arm Holz und keine Schütt Stroh vorhanden sei. Im Juni und Juli wurde Sallern wieder durch einige Landfähnlein „beschützt“, während Schubhardt wieder Aufträge erhielt. In vier Tagen legte er bei seinen Erkundungen 38 Meilen = 282 km zurück und meldete dann, daß bei Straubing, Deggendorf und Winkel (bei Furth) 4.000 Mann liegen, die durch den Winkel nach Böhmen ziehen werden. 8 Tage darauf berichtete er von 7.000 Mann, die bei Straubing mit 7 Vierzigpfündern standen und nach Eschlkam bestimmt waren.
Am 22. September 1621 führten Sallern und Stadtamhof, dem Beispiel der „Großen“ folgend, auf eigene Faust Krieg. Der Stadtamhofer Pfleger Siegmund von Thumberg besetzte Sallern, zerstörte Blockhäuser, Schanzen und Schneller, beschlagnahmte Waffen und Munition und ließ den Amtsverweser Langenmantel mit den Einwohnern auf den Bayernherzog Maximilian vereidigen. Der kalvinische Prediger verweigerte den Eid auf Maximilian und wurde verhaftet aber bald wieder freigelassen. Im August 1626 lagen die Reiter des bayerischen Regiments Lintelo in den Ämtern Sallern und Zeitlarn; sie richteten einen Schaden von 7.000 Gulden, beider Witwe Judith Reiter in Kürnberg allein einen solchen von 500 Gulden an.
Noch im letzten Kriegsjahr im Oktober 1648 wurde der Ort schwer getroffen. Als die Kaiserlichen und Bayern über Regensburg nach Fürth zogen, um das von den Schweden belagerte Prag zu entsetzen, blieben die Bayern einige Tage in der Umgebung von Sallern und Zeitlarn und rissen Häuser und Städel nieder. In den letzten Kriegsjahren erlitt Sallern durch die Kaiserlichen und Bayern einen schaden von 24.945 Gulden, durch die Schweden einen solchen von nur 210 Gulden. Als die Schreckenszeit des Dreißigjährigen Krieges vorbei war. Lag noch ein ganzes Jahr lang das bayr. Regiment Cobb in den Ämtern Sallern und Zeitlarn. Um das Maß der Not voll zu machen, brachten die Jahre 1648 bis 1651 Mißernten und gewaltige Hungersnot.
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