Schlagwörter
.Jungpfalz, Geschichte und Kulturgeschichte, Hans Ammon, Hemau
(1525—1546)
Von Dr. Hans Ammon.
An der wichtigen Straße Nürnberg-Neumarkt-Regensburg lag und liegt auf der weiten Hochfläche Hemau, das alte Hembaur, Mittelpunkt seines bäuerlichen Umlandes, auch heute wachsend und um neue Siedlungen und Arbeitsstätten vermehrt.
Einst war es jungpfälzisches Territorium und hatte Geld in schweren Zeit seiner jungen Fürsten Ottheinrich und Philipp und zeigte sich auch nobel im Leihen und Beitragen.
Das bezeugt ein Schuldenbekenntnisakt N. 603 in der „Neuburger Abgabe 1912 “ beim Staatsarchiv Amberg.
Dort sind kurz notiert die Gelder, welche Hemau den Fürsten und der Landschaft (die drei Stände: Adel, Prälaten, Städte) 1535—1546 geliehen oder als Beitrag übergeben hatte.
Am 12. November 1535 leiht Hemau dem Pfalzgrafen Philipp (häufig auf dem Schloß zu Burglengenfeld) 125 fl. —
Am Samstag nach Himmelfahrt 1538 leiht ihm Hemau 130 fl. —
Am 11. 11. 1544 — anläßlich der Übernahme der Schulden Ottheinrichs und Philipps — übergibt Hemau dem Statthalter des Landes, Hans Krafft von Vestenberg, 400 fl. —
Am 16. April 1545 — Ottheinrich ist bereits in zeitweiser Pension zu Heidelberg und Bensheim — übergeben die Vertreter Hemaus dem Statthalter (zur Schuldentilgung) 54 Lot vergoldetes Kirchensilbergeschmeide; sie erhalten in den nächsten Jahren von der Landschaft dafür je Lot ½ fl.; das wären also bei 84 Lot 42 fl. —
An Georgi 1546 bringt Hemau für die Landschaft 544 fl. 30 Kreuzer auf und fügt bei der Übergabe hinzu: „der unvermeidlichen Notdurft nach in der Eil“! —
Am 16. 5. 1546 kurz vor Ausbruch des Kaiserkrieges gegen die schmalkaldischen Verbündeten — tragen die Hemauer nochmals 300 fl. bei.
Summieren wir die Beträge, einschließlich des Wertes des Geschmeides: 1541 fl. — Wert von 154 Pferden und einem halben Schwein oder Wert von 308 Kühen und einem halben Schwein oder von 770 Schweinen und einem halben. —
Gewiß sind die Darlehen von Philipp zurückgegeben worden im Rahmen der großen Schuldentilgung; aber wie es mit den Beiträgen zur Landesschuldentilgung war, entzieht sich meiner Kenntnis. Für den Augenblick der Geldbitte war Hemaus Beitrag gut und ansehnlich.
Die in der Moderne übliche Schuldentilgung eines Staates geht zwar meist langfristig vonstatten bei gewissen Zinsen; aber zweimal — 1923 und 1948 — hat sich „unser modernes Staatswesen“ durch Inflation und Währungsschnitt entschuldet, zu Lasten des Volkes und der Sparer. Auch ein Fortschritt?
Man möchte wünschen, daß das patriarchalische Verhältnis — auf Vertrauen errichtet und gehalten — wenigstens mit diesem Vertrauen wiederkehren möchte. Ohne Vertrauen kann weder Volk noch gewählte Regierung gedeihen!
(Aus: „Die Oberpfalz“, 1970, S. 89)